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(M)eine Geschichte 3

…aus erster Hand

 

Ich wollte es mir nicht zugestehen, dass ich krank bin, bis ich eines Tages den Hörer nahm um mir Hilfe zu holen, weil mich die Angst überfuhr, dass ich mir selber etwas antue. 

Konzentrationslosigkeit, Müdigkeit, Reizbarkeit, ständige Unzufriedenheit hatten mich voll im Griff. 

So leben konnte ich nicht mehr, aber ich habe auch keine Hoffnung mehr, dass dieser Zustand wieder verschwindet.

Damals war ich glücklich verheiratet, von Freunden und Familie umgeben, hatte einen guten Job und viele Bekannte. Aber ich verspürte plötzlich nur die Abneigung für alles was ich hatte. Alles ist falsch, ich bin falsch und fehl am Platz. Über diesen meinen Zustand wusste nur mein Mann. Mit anderen darüber zu reden war mir peinlich. Eines Tages, bei Geburtstagsfeiern meiner Freundin habe ich mich gehen lassen, viel getrunken, getanzt um am nächsten Tag in Urlaub zu verschwinden.    

In der Sonne unter den Palmen habe ich mich wieder gut gefühlt, konnte gut essen und schlafen. Aber drei Tage bevor ich wieder zurückfliegen musste, wurde mir plötzlich ganz schlecht. Ich dachte nur an all das, was mich wieder erwartet. Es wird alles schlimm sein, ich werde in allem versagen.

Als ich zurück war suchte ich einen Psychotherapeuten auf. Heilungsprozess ist immer lang und sehr anstrengend. Ich konnte schlecht denken und schwer was tun. Nach einer kurzen positiven Veränderung kam ganz schnell der Rückfall. Appetits- und Schlaflosigkeit kehrten zurück.    

Und da habe ich mich das erste Mal für Medikamenten entschieden. Ich habe akzeptiert, dass ich eine Krankheit habe, und nicht nur schlechte Laune. Ich war in einem tiefen Loch. Mein Arzt hat mir gesagt, dass ich jetzt genau wisse, was eine Krankheit von einem lustlosen oder verzweifelten Zustand unterscheidet. Er verlangte von mir, dass ich mich an einen festen Tagesablauf halte. Auf meine Ernährung und meinen Schlaf aufpasse und nicht vor mir schiebe. Und ich habe angefangen an mir zu arbeiten. Wichtig war auch, dass neben mir immer die Menschen waren, die an mich glaubten.

Heute verstehe ich wie wenig wir über unsren drückenden Zustand reden. Wenn wir verzweifelt sind, sich und unsere Umgebung nicht mehr lieben. Früher habe ich auch gedacht, dass die Depression ein launischer Zustand ist. Und man soll nur an das Positive denken und glauben und schon verschwindet die Depression. Aber diese Krankheit wird nicht nur durch gute und positive Gedanken geheilt. Wie jede hässliche Krankheit sitzt sie tief und zeigt sich von ihrer schlimmsten Seite.  

 

Wenn wir unsere Depression besiegen wollen, dann brauchen wir viel Kraft und Geduld, desto wichtiger ist es, wenn wir jemanden haben, der uns sagen kann: “Ich verstehe dich. Ich war auch depressiv. Lass uns zum Arzt gehen.“  Vielleicht verkürzt das das Leiden und hilft die Krankheit schneller zu besiegen.  

 

Dorkas Irina U.

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